Prestige







Ein Lehrer fragte mich bezüglich der Rubrik "Persianality", warum ich hinter diesem Thema Aktualität sehe, denn diese alten Ereignisse werden in der Schule nur kurz angeschnitten. Ich würde zunächst gerne eine schnelle Geschichte erzählen und aus der Aktualität heraus meine Antwort überwiegend "sportlich" halten:

1998 nahm die iranische Fußballmannschaft zum ersten Mal nach der Islamischen Revolution an einer Weltmeisterschaft teil. Doch bevor die Mannschaft soweit war, musste sie sich qualifizieren. Das letzte Spiel hatte sie gegen Australien. Das Hinspiel fand in Tehran statt und ging 1:1 aus. Nun ging es um alles. Es stand jedoch bis ca. 20 Minuten vor dem Spielende 2:0 für Australien und es sah nicht so aus, als ob der Iran eine Chance hätte die notwendigen 2 Tore zu schiessen, um sich für die WM zu qualifizieren. Doch wie ein Wunder gab es eine Wende und Iran qualifizierte sich doch noch am Ende.

In dieser Zeit als alle dachten, dass das Spiel zu Gunsten Australiens zu Ende sei, rief ein älterer Herr im Restaurant eines Bekannten an der Westküste der Vereinigten Staaten an. Damals konnte man nur mit bestimmten Geräten die Qualifikationsspiele dort empfangen und diese waren auch eher selten in den us-iranischen Häusern zu finden. Der Herr - über 70- rief ihn an und erkundigte sich über den Spielstand. Der Wirt erwiderte, dass das Spiel fast aus sei und dass der Iran, wie es ausschaut, es wohl nicht schaffen werde. Der Anrufer, der allem Anschein nach normalerweise nichts von Fussball verstand, bedankte und verabschiedete sich sehr höflich. Der Bekannte berichtete dazu, dass sein Lokal an dem besagten Abend so voll war, dass die Gäste mitten in der Nacht sich vor seinem Schaufenster sogar das Spiel anschauten. Nach dem Spiel sprangen sie wie wahnsinnige schreiend aus dem Lokal, so dass ahnungslose amerikanische Polizisten ihre Waffen zogen, weil sie nicht wussten was los sei und so etwas in aller Frühe nicht erwarteten. Jedenfalls ging der Besitzer nach dem Spiel nach Hause, duschte nur ohne zu schlafen und ging wieder zurück, um das Frühstücksbüffet mit vorzubereiten. Gegen 9 Uhr morgens klingelte wieder sein Telefon. Der gleiche alte Herr rief ihn an und fragte, ob vielleicht doch noch etwas passiert sei, worauf der Restaurantbetreiber antwortete, dass der Iran doch noch 2 Tore geschossen hätte. Da der alte Mann aber wenig vom Fussball verstand, fragte er noch mal nach, was dieses Ergebnis nun bedeutete? Und bekam dann zu hören, dass der Iran bei der WM dabei sei. Und plötzlich fing der Herr wie ein kleines Kind an zu heulen. Er soll mehrere Minuten lang am Telefon geweint haben. Der Bekannte hörte die ganze Zeit mit einer Gänsehaut nur zu. Noch am gleichen Tag kam der Anrufer mit einem majestätischem Strauss vorbei und sagte nur: Nach der Geburt meiner Tochter war das die schönste Nachricht in meinem ganzen Leben, die mir jemals von einem Boten überbracht wurde!

Der ältere Herr war absolut kein Fussballfreund. Seine Freude rührte nur aus nationalen Minderwertigkeitsgefühlen, die dem iranischen Volk in den letzten Jahrzehnten von allen Seiten zuflossen. Einerseits hatte man die politische Katastrophe nach dem Shah- Sturz und die stillosen IRI- Vertreter auf den Schultern und andererseits den erniedrigenden Westen. Der Westen spielt nämlich bewusst mit solchen Über- und Unterordnungsmaßnahmen der Kulturen und setzt den Prestigehandel direkt und bewusst ein, damit die Menschen freiwillig der "übergeordneten" Kultur nachahmen, ihre Lebensweise verändern oder sich der vorgeschriebenen westlichen Kultur zumindest annähern. Die Komplexe, die sie durch ihr Verhalten mit ihren vorhandenen Instrumenten anderen Gesellschaften einjagen, ist das moderne kulturelle trojanische Pferd.(Medien, Kunst usw. - man erinnere sich nur mal an "Nicht ohne meine Tochter") Sie dienen als ein Lenkungsmittel, damit die jeweiligen Kulturen zu Gunsten des Westens verschwinden, sich moralisch versklaven lassen und nach dem völligen Identitätsverlust endlich zu der Erkenntnis gelangen: Ich bin, weil ich versklavt wurde!

Und alles aus einem gefühlten Prestigemangel heraus! Es ist der gleiche Komplex, der die Türken beim Erreichen des 3. Platzes 2002 EINE GANZE WOCHE lang feiern lässt, so dass es in Berlin gar zu Toten kommt; und es ist ebenfalls das gleiche Prestige, das den Chinesen mit dem aufflammen lassen und Veranschaulichung der Verräter Tibets verweigert wird. Die Chinesen stehen nämlich vor dem nächsten wichtigen Schritt ihrer wirtschaftlichen Zukunft: Sie müssen zur Qualität übergehen um mit westlichen Produkten auch tatsächlich in diesem Bereich konkurrieren zu können. Und dazu benötigen sie ein gewisses Maß an Prestige. Der Shah wusste jedoch wie dieses Spiel gespielt wird. Er veranstaltete die 2500-jährige Pfauenthronfeier, an dem zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg Vertreter von West und Ost teilnahmen. Die Ereignisse wurden weltweit gezeigt und die Shahomanie ergriff als goldene Visitenkarte Irans die Welt. Ein wirtschaftlich konkretes Nebenprodukt dieser Zeit ist z.B. das Aufwerten der "Perserteppiche". Von diesem Wirtschaftszweig leben heute noch zehntausende Iraner im In- und Ausland! Seine Kritiker warfen ihm damals Verschwendung vor und übersahen die Spielwiese und die Spielbedingungen, die seit dem Mauerfall zum Teil sogar noch aggressiver geworden sind.

Gespielt wird nämlich in allen Bereichen auf der europäischen Spielwiese. Die Spiele im sportlichen Bereich heißen nicht ziellos nur "Olympia" und die Läufer schwitzen nicht zufällig zur Ehren der gewonnenen "Marathon" - Schlacht! Die Thematik ist wie erwähnt nicht nur dort, sondern in allen Bereichen des heutigen Lebens aktueller als den meisten bewusst ist. Fast täglich gibt es beispielsweise Erfindungen ausserhalb der "westlichen Zivilisation"! Mir allein sind schon - ohne geforscht zu haben- zwei technische Erfindungen aus dem Iran bekannt, die in der internationalen Autoindustrie zum Einsatz kommen. (Unabhängig von dem, was Leute überall alles nochmal selbst neu erfinden, da das Know How ihnen nicht geschenkt wird). Doch die Ehre kommt einer Hand voll ausgewählter Länder, zu denen auch traditionell Japan zählt, in Form vom lächerlichen Nobelpreis zu. "Quotenneger" werden selbstverständlich bei der Legitimitätsaktion des kosmopolitischen Anspruchs namens "Friedensnobelpreis" mit berücksichtigt! Sowie iranische "Quotenneger" mit ihren antiiranischen Filmen, die die iranische Kultur als unterentwickelt der Welt vorstellen, jedes Jahr in Cannes und sonst wo von den Europäern geehrt werden, um durch das europäische Belohnungssystem immer neue Verräter wie den Regisseur "Kiarostami" zu produzieren! Diese Kiste ist voller verschiedener primitiver Spielzeuge, die letzten Endes mit ihren "made in"- und "made by"- und "sponsered by"- Aufschriften exportiert und vor allem "verkauft" werden.

Persianality -und ich benutze dieses Wort sehr bewusst - ist aktueller denn je. Der Westen hat sich Schritt für Schritt und Etage für Etage einen auf Lügen basierenden Prestige-Geschäftszweig aufgebaut, dessen Wurzel uns Iraner direkt betreffen. Es ist nun unsere Aufgabe als "Deutsch-Iraner", "Französisch-Iraner", "Englisch-Iraner" usw... diese Wurzel zu analysieren. Das Übel mit dem Prestigegeschäft muss sozusagen an seinen Wurzeln gepackt werden. Und das Übel findet seine Anfänge nun mal bei den antiken Griechen und die Lügen, mit denen die griechische Geschichte zweckgebunden und eigennutzig eingesetzt und propagiert wird. Wir sind schliesslich die Geister, die die Hintermänner des Westens selbst riefen!





Der Shah hatte zur Erinnerung dieses Kunstwerk bauen lassen, das heute als Symbol von Tehran angesehen wird. Es veranschaulicht die Wurzel eines Baumes, die normalerweise nur im Iran wächst. Eine Wurzel ist auch das Symbol eines Menschen zu seiner Heimat(erde). Dieses Symbol sollte also unsere Verbundenheit zu unserer Heimat und unsere festen Wurzeln verdeutlichen. Der Westen war es selbst, der uns von unseren Wurzeln getrennt hat, in dem er den Sturz des Shahs einleitete und uns mit menschenfeindlicher Atmosphere, Krieg usw. beschenkte. Jetzt sind wir dazu verpflichtet unsere Schatztruhe zu öffnen und die jeweilige "Gastgeber"- Bevölkerung mit knallhartem Realismus, der auf unsere perspektivisch lebensechtere Erfahrung basiert zu beschenken, und sie vielleicht irgendwann wachzurütteln!

In diesem Sinne Herr Lehrer: Weil "das alte eben so alt ist", ist das neue (Schul-)System heute schon am versagen. Die große Akzeptanz jeglicher Lüge durch die Gesellschaft basiert auf Faulheit. Und Faulheit ist die Mutter der Dummheit. Denn das faule Desinteresse lässt die Leute die Methoden ihrer "Treiber" nicht zu hinterfragen und nur hinzunehmen. Die Lenkung durch den Prestigedruck hat die deutsche Gesellschaft nämlich mindestens im Westteil des Landes längst hinter sich und ist voll ins "zivilisierte" System eingegliedert. Die Prestigesucht nach dem verlorenen Krieg wurde bereits von Ehre-Händlern zur Überheblichkeit, Arroganz und Hochmut entwickelt und auch als Marketingstrategie völlig ausgeschöpft. Die Geschäftemacher interessiert es auch höchstens am Rande, wann und wie der sprichwörtliche Fall nach dem Hochmut für die deutsche Gesellschaft ansteht, denn Völker sind in diesem Großgeschäft eben austauschbar. Und so ist nun mal der Lauf der Dinge, denn solange in den Köpfen der Menschen das Alte eben so "alt" bleibt, wird auch keine Reform des Systems vom Innen aus möglich sein und Faulheit die Erziehung der Menschen vom Kindesalter an bestimmen. Und das als Lehrer so hinzunehmen, erinnert an "Pilatus" und die demonstrative Waschung seiner Hände in Unschuld!