Der persische Sufi "Molana"






Das Jahr 2007 wurde von der UNESCO zum Molanajahr ernannt. Die Kurzbiographie eines der größten iranischen Denkers:

Molana Djalaloldine Rumi wurde am 30. September 1207 in Balch (damals Iran und heute Afghanistan) geboren. Seine Mutter hieß Momene und war aus der Familie von Kharazm Shah, der erbitterten Widerstand gegen die Mongolen leistete und den Zorn Tschingiz Khans heraufschwor. Sein Vater hieß Bahaedin und war einer der bekannten Gelehrten seiner Zeit. Durch die einstürmenden Mongolen verliess die Familie ihren Wohnsitz Richtung Westen. Einige wie der Schweizer Fritz Meier oder Frau Anne Marie Schimmel behaupten, dass Molana bei seiner Ausreise noch im Kindesalter war oder dass sie in einer Stadt in der Nähe von Amu Darya gelebt hätten. Die aller meisten Quellen gehen jedoch davon aus, dass er zur Zeit der Ausreise ca. 20 Jahre alt gewesen sein muss. Die Route, die die Familie Richtung Westen nahm, ist bis heute umstritten. Relativ sicher ist, dass diese sie über Neyshapoor geführt hat, wo sie auf einen der größten Sufimeister aller Zeiten "Attare Neyshapoori" trafen, wobei er wohl dem jungen Molana sein Werk Asrarnameh (Buch der Geheimnisse) übergab. In dieser Periode heiratete er auch seine erste Frau Gohar, die in Samarghand geboren und später mit der Familie nach Khorasan gezogen war. Wie erwähnt ist die Route der auswanderung umstritten,aber die gängigste Version führt über Damaskus und nach Europa (deshalb Rumi) und auf der Rückreise landete er in Konya, wo der Familie die Landschaft zusagte. Dort sterben seine Eltern und werden beerdigt, was ihn zusätzlich zum Bleiben ermutigte.

Als der Gelehrte Tirmizi nach Konya kam um zum Schüler von Molanas Vater zu werden, erfuhr er dass dieser verstorben war und wurde dann selbst zum Lehrer von Molana. Doch der Einbruch in seinem Leben kam erst mit der Begegnung mit dem Sufimeister Shamse Tabrizi (Die Sonne von Tabriz). Diese Beziehung werde ich am Ende etwas besser durchleuchten, vorweg vielleicht nur soviel, dass Molana vor dieser Begegnung "nur" ein Theologe war und nachher zum Mystiker wurde. Er sagt selbst:


Hasele omram se sokhan beesh neest
Kham boodam, pokhte shodam, sookhtam


Das Ergebnis meines Lebens:
Ich war roh, wurde erhitzt und abgebrannt


Nach dem Shamse Tabrizi ermordet wurde (seinen zweiten Sohn Alaedin soll zumindest Mitwisser gewesen sein) und seine erste Frau mittlerweile auch verstarb, heiratete er eine Christin. Aus der Ehe gingen zwei weitere Kinder hervor. Sein zweiter Sohn verstarb relativ früh im Jahre 1262, doch der Vater soll aus Enttäuschung über den Mord an Shamse tabrizi nicht zu seiner Beerdigung gegangen sein. Er selbst verstarb in sehr hohem Alter im Jahre 1312 und wurde in Konya begraben. Sein dritter Sohn Soltane Valad schrieb seine Biographie. Er hatte eine Katze, die er sehr liebte. Als er im Sterbebett lag, soll die Katze ununterbrochen gejault haben. Nach seinem Tode aß und trank sie eine Woche lang nichts, bis sie starb. Sie wurde in seiner Nähe begraben.

Viele Türken behaupten heutzutage, dass einer der größten persischsprachigen Iraner von der Nationalität, Blut und von der Kultur her türkisch sei! Was Molana tatsächlich über die Türken denkt und dass er sich von denen nicht verstanden fühlt sagt er unter anderem bei:

Man koja, sher koja, leekan be man dor meedamad
An yeki torki ke ayad gooyadam: Hey kim misan?

Woher bin ich, woher ist das Gedicht,* mir werden Perlen eingehaucht
Der Türke, der vorbei kommt, sagt mir: Hey kim misan?


* gemeint. Was fragst du nach mir und nach der Quelle meines Gedichtes bzw. Wissens. Es ist eine Philosophie, die davon ausgeht, dass die gesamten schöpferischen Gedanken in einer Art Gedankenbank verborgen sind und dass der Mensch mit seinem Gehirn als Empfänger diese Gedanken anzapft bzw. wie Molana es hier andeutet, diese Gedanken ihm als Geschenke zukommen.(Nicht ein jeder besitzt das Werkzeug zum höheren Verständnis) In der nächsten Strophe kommt ein Türke, (der anscheinend gar nichts von dem ganzen versteht) und fragt ihn auf Türkisch unhöflich: Hey, wer bist denn du? oder besser gesagt, hey, was bist denn du für einer? Interessant ist hier, dass Molana den Türken auf türkisch zitiert. Er stellt somit seine Distanz zu dem Fremden, den er in seiner "fremden" Sprache widergibt, um somit die Fremdheit, den Unterschied und das Unverständnis deutlich zu machen.

Molana war bestimmt kein Rassist, er hat auch so einiges in anderen Sprachen geschrieben, jedoch mit dem Türkentum an sich hatte er im Geiste absolut nichts am Hut. Vorallem nichts mit dem, was die heutigen Türken sich zusammenbasteln wollen und Molana für ihre eigenen Zwecke auszunutzen versuchen. Das Problem der Pan-Türken heutzutage ist es, dass sie sich als "GROSS" ansehen und sich anderen auch als solches "verkaufen" wollen. Da sie aber so gut wie keine bedeutenden Denker in ihren Reihen hatten, (weil sie unter anderem ein Wandervolk waren) versuchen sie immer wieder Menschen anderer Nationen und Kulturen als ihre eigenen zu präsentieren. Dabei gehen sie gar sehr weit: Sehr oft kommt es vor, dass sie ganze Bücher mit Lügen auf den Markt werfen und ihre Lügen auf andere Quellen verweisen. Recherchiert man nach der Primärquelle, ist man des öfteren sehr enttäuscht, da diese wie meist erwartet nicht mit den Angaben dar "Panturanisten" übereinstimmen. Das ganze hat mittlerweile groteske Züge angenommen. Ein angeblicher Molana Experte erklärte im türkischen Fernseher, dass Molana selbst gesagt hätte, er wäre ein Türke. Er verwies auf ein angebliches Gedicht von ihm und da Molana nur Persisch sprach, musste dieser sogenannte Molana-Experte diesen Text natürlich vom Persischen rezitieren. Das komische war nur, dass sein persisches Zitat grammatikalisch absolut falsch war. Der Meister der persischen Sprache soll nicht mal einen einfachen Satz zusammenbekommen und geschrieben haben: "Man tork ast", was ungefähr bedeutet: "Ich seien ein Türke". Dies sei am Rande erwähnt, damit die Aktualität eines Molanas im Guten wie im Schlechten vor den Augen geführt wird.

Wie schon erwähnt wurde Molana erst mit dem Treffen auf Shamse Tabrizi zu Molana. Wer ist aber dieser Shamse Tabrizi?

Der türkische Autor "Yasar Nuri Öztürk" verkündet in seinem Buch „Rumi und die islamische Mystik“ über Shams:

„Völlig unerwartet begegnete er Shamseddin. Der Schatten Rumis verschwand im Glanze seines Lichtes. Er verschmolz jenseits der Welt der Liebe. Shams erzählte ihm, er sei ein mystischer Geliebter. Auf dieser Weise überstieg Rumis Geheimnis den Himmel. Shams sprach zu ihm: > In der Welt des Inneren bist du bewandert, doch höre dies: Ich bin das Innere des Inneren. Ich bin das Geheimnis der Geheimnisse, das Licht der Lichter bin ich. Selbst die Weisen vermögen meine Geheimnisse nicht zu erforschen. Die Liebe ist ein Schleier auf meinem Weg…< Shams lud ihn in eine derart erstaunliche Welt ein, die sich weder Türke noch Araber je erträumt haben mochten

Bei ihrem ersten gemeinsamen Gespräch soll Shams Molana gefragt haben wer denn nun größer sei, der Prophet Mohammad (S.A.S) oder der iranische Sufimeister Bistami? Denn der Prophet sagt ja, dass wenn sein Herz einrostet, er G_tt jeden Tag 70 Mal um Vergebung seiner Sünden bittet. Bistami aber erklärt sich frei von Fehlern und Schwächen und sagt: In meinem Umhang befindet sich nichts anderes als allein G_tt! Molana überlegt und antwortet daraufhin: „Der Prophet durchschritt jeden Tag siebzig Entwicklungsstufen. Immer wenn er eine neue Stufe erreichte, bat er G_tt um Vergebung seiner Sünden. Bistami hingegen verharrte stets auf ein und derselben Stufe und sprach diese Worte im irrigen Glauben , bereits die höchste Stufe erreicht zu haben.“ Molana hatte die Prüfung bestanden und wurde zu Shams Schüler. Über diese Begegnung schrieb er später:


"Ich war den Büchern verfallen. Stets saß ich an der Seite von Literaten und Gelehrten. Doch als ich den Menschen sah, der den g_ttlichen Liebeswein aussschenkt, wurde ich trunken, zerbrach alle Stifte. Mit den Tränen der Mühe vollzog ich die rituelle Waschung, doch die Gebetsrichtung war das Gesicht meines Geliebten …

In der Kaabe bist Du genauso mein Geliebter, wie in der Kirche…Schams von Tabriz ist ein Scheich des Glaubens…

Er ist ein Meer der Erscheinung G_ttes, des Herrschers aller Welten. Er ist ein Ozean des Wissens. Zur Wahrheit gelangt nur, wer nicht von seiner Seite weicht.“

Diese Liebe wurde sicherlich auch von Shams erwidert. Denn er nahm nicht jeden zum Schüler. Als einer der großen Gelehrten sein Schüler werden wollte antwortete er mit nein, denn dieser könne die Gespräche mit ihm gar nicht ertragen. Als der Gelehrte (Kermani) nachhackte bekam er die Frage gestellt: Kannst Du in z. B. auf dem Basar in Baghdad vor allen Augen Wein trinken? Dieser sagte nein! Kannst Du mir Wein bringen oder bei mir sitzen während ich Wein trinke? Er antwortete wieder mit nein! Und Shams sagte, dass dieser sich von ihm fernhalten möge. Shams lag nichts an Wein. Er wollte die Kandidaten einer Prüfung des Tadels unterziehen. Er verteidigte die islamischen Regeln des islamischen Rechts und kritisierte sogar Ibn Arabi sehr heftig von Angesicht zu Angesicht, weil er diese Regeln beschädigt hatte!

Shams war eine Art personifizierte Freiheit, ein Rolling Stone ein Exot aus dem Bilderbuch. Seine Kritik- Tadel und Protestkultur erinnert sehr an Khayyam. Unter den Umständen kann man sich gut vorstellen, dass die Umgebung Molanas über seinen Wandel nicht gerade glücklich war. Shams spürte diese Feindseligkeit und verschwand plötzlich genau so wie er gekommen war. Molana verfiel in tiefe Depression und verstand die Welt nicht mehr. Er versuchte ihn zu finden- dieses schien aber zwecklos zu sein.

Nach längerer Zeit kommt dann doch die Frohbotschaft, dass Shams am Leben und in Damaskus sei. Molana schickt seinen dritten Sohn nach Damaskus, um Shams zurückzuholen.Shams kommt zurück und heiratet eine junge Frau aus der Umgebung von Molana, doch wird er bald wieder wie beschrieben zum Opfer einer Intrige. Molana will seinen Tod lange Zeit nicht wahr haben. Nach seinem Tode scheint er Shams noch höher zu erleben:
To an Noori ke ba Moosa hami goft: Khaodayam man Khodayam man Khodayam

Du bist das Licht, das zu Moses sprach: Ich bin G_tt)

Molana soll bis zum Lebensende täglich die Sure Valdhuha (Beim Tageslicht) in Erinnerung an Shams rezitiert haben.

Im Übrigen vielleicht auch am Rande ganz interessant zu wissen: Es gibt eine Glaubensbewegung, die aus Amerika kommt und nennt sich Eckankar. Leider hat sich diese Bewegung mittlerweile auch zu einer Sekte entwickelt. Ihrer eigenen Aussage nach erfrischen sie eine uralte Weisheit für die heutige Zeit und sie nennen sich die Stimme G_ttes. Sie sprechen von der Wissenschaft der Seelenreise und der Traum steht im Mittelpunkt ihrer Bewegung. Ihr Buch heißt Sougmat, sie versuchen Einfluss auf ihr Unterbewusstsein auszuüben um ihre Seelenstufen zu erhöhen. Das Wort Eck heißt Lebenskraft und der Rest hört sich auch verdammt persisch kann. In den indogermanischen Mantras stößt man auf ein Wort, das sich fast gleich anhört: Ick Ongckar. Bedeutung: Die Schöpferkraft und ich sind Eins. Jedenfalls berichten diese Leute über einen Geist und so eine Art Führer, mit dem Sie auf der anderen Seite in Kontakt stehen. Iranische „Eckies“ behaupten, dass dieser Geist Shamse Tabrizi sei!



Ein sehr empfehlenswerter Artikel über Rumi